Der Begriff „Fastenzeit“ wird heute von zahllosen Illustrierten liebend gerne aufgegriffen um damit die üblichen Frühlingsdiäten zu vermarkten, mit denen sich Frauen (und auch Männer) auf die wärmere Jahreszeit vorbereiten sollen. Ohne dicke unförmige Pullover machen sich nämlich schnell die Speckröllchen des Winters auf den Hüften bemerkbar. Eigentlich ist die Fastenzeit jedoch etwas anders anderes: Das Innehalten und die Besinnung auf das Wesentliche in den sechs Wochen vor dem höchsten christlichen Feiertag Ostern. Die Begriffe Fastnacht und Karneval (carne levare – Fleisch wegnehmen) weisen darauf hin, dass vor der Fastenzeit noch einmal groß gefeiert wurde. Auch heute schadet es niemandem, die Fastenzeit einzuhalten und sich mit einfachen Speisen daran zu erinnern, dass wir heute in einer Luxusgesellschaft des Überflusses leben. Dass dabei auch die Pfunde schmelzen, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

Fisch statt Fleisch in der Fastenzeit

Weil während der sechswöchigen Fastenzeit Fleisch tabu war, mussten zumeist unzählige Fische als Ersatz dran glauben. Schon am Aschermittwoch steht traditionell der Heringsschmaus auf dem Plan, für den heute Rollmöpse oder Heringsfilets genommen werden. Der Hering ist zwar nicht der kalorienärmste Fisch, aber reich an wichtigen Omega 3-Fettsäuren und Vitaminen. Dazu wird eine Sauce aus Sauerrahm angerührt, in die z.B. Gurkenstückchen, Radieschenscheiben, Apfelstücke, Zwiebelringe und Paprika kommen. Abgeschmeckt wird sie mit Dill und einem Spritzer Zitronensaft.

Ein köstliches Fischgericht, das einen Hauch von Mittelmeer ins Haus zaubert, ist die Dorade in Salzkruste: Dazu wird der Dorade frischer Kerbel in den Bauch gesteckt und die Haut mit Zitronensaft beträufelt. Das Eiweiß von 2-3 Eiern wird mit 2 Kilogramm (!) Salz gemischt, so dass eine zähflüssige Masse entsteht. Die Hälfte der Masse wird eine feuerfeste Form gefüllt, die Dorade draufgelegt und mit dem Rest der Masse zugedeckt. Das Ganze wird dann ca. 35 Minuten lang gebacken. Vor dem Essen Fisch vorsichtig ohne Haut aus der Salzkruste lösen und mit Kartoffeln und frischem Salat servieren.

Mit Gemüse durch die Fastenzeit

Fisch ist nicht jedermanns Sache – und natürlich lässt sich auch rein vegetarisch durch die Fastenzeit kommen. Zum Beispiel mit klassischen Spinat-Reibekuchen: Dabei die für Reibekuchen üblichen Kartoffeln durch zerkleinerten Spinat ersetzt, der mit ein einer Zwiebel, Haferflocken, Mehl, Eiern und Eigelb vermischt wird. Die Mischung wird mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzt und in einer Pfanne gebraten. Ein ähnliches Gericht wird auch in Brasilien sehr gerne gekocht – hier werden statt Spinat Bohnen im Mixer zerkleinert und zu flachen Küchlein gebraten.

Auch Suppen gehen zur Fastenzeit immer gut, zum Beispiel klassische Kohlsuppen, die sich perfekt zum Abnehmen eignen und den Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Eine leckere Kohlsuppe für den Frühling wird mit einem Kopf Weißkohl angesetzt, der zunächst gesäubert und in kleine Würfel geschnitten wird. Anschließend kommt er mit Zwiebeln, Sellerie, Lauch und Möhren in einen großen Topf, wo er mit Öl angeschwitzt wird. Anschließend mit Brühe auffüllen, würzen und eine halbe Stunde lang garen. Dazu gibt es Brot.

Minimalkost aus dem Kloster: Mehlspatzen

Selbst die Mönche, die normalerweise einem guten Gelage nie abgeneigt waren, haben sich in der Fastenzeit zusammengerissen und ihre eigene katholische Lehre beachtet. Wer es klösterlich-schlicht haben will, kann Mehlspatzen backen: Dazu benötigt es nur ein Pfund Mehl und ein halbes Dutzend Eier, die mit etwas Wasser und Salz zu Teig verrührt wird. Aus dem Teig werden kleine Kugeln geformt, die zunächst in kochendes Wasser geworfen und nach etwa drei Minuten in eine heiße Pfanne kommen, wo sie auf einer Seite gebacken werden. Dazu wird ein Salat gereicht.

Und nicht vergessen: Schon in sechs Wochen steht Ostern mit seinen vielen Leckereien vor der Tür!